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Partnersuche im Netz: Was taugt Online-Dating wirklich? Wie viele Menschen suchen online nach der Liebe?

Partnersuche im Netz: Was taugt Online-Dating wirklich? Wie viele Menschen suchen online nach der Liebe?</

Was taugt Online-Dating wirklich?

Die Berichterstattung über Online- und Mobile-Dating ist ja oft sehr subjektiv geprägt. Da erzählen Singles von ihren Tinder-Problemen, von ihren Online-Dating-Dates, von fantasielosen Anschreiben, von Fake-Profilen oder ihrer großen Liebe aus dem Internet. Einzelne Geschichten, die natürlich in ihrer Gesamtheit ein Bild ergeben, das aber nicht repräsentativ sein kann.

Doch es gibt Daten, die die nüchterne Wirklichkeit dieser so emotional besetzten Branche verraten. Ist wirklich jeder Single auf Tinder, findet man sich eher über die großen Online-Partnervermittlungen? Oder ist alles total unseriös?

Die Studie „Der Online-Dating-Markt 2015/2016“ von singleboersen-vergleich.de ist Bestandteil einer jährlich aktualisierten Analysereihe zum Online-Dating im deutschsprachigen Raum. Sie gilt als seriöse Marktbetrachtung, die auf umfangreiches Datenmaterial zurückgreift. Und diese heterogene Branche analytisch zu erfassen versucht.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Ist wirklich jeder auf Tinder?

Der mediale Hype um Tinder wird wirtschaftlich noch nicht entsprechend umgesetzt. Im ersten Halbjahr 2016 wurde die App in den Medien zwar öfter erwähnt als alle anderen Singlebörsen zusammen – nur Aufmerksamkeit reicht aber nicht. Trotz neuer, kostenpflichtiger Features lag der Marktanteil in Bezug auf den Umsatz bei unter fünf Prozent, in Bezug auf die Nutzerzahlen immerhin bei knapp 15 Prozent. Doch Tinder versucht sich an immer neuen Wegen der Monetarisierung, seit 2015 setzt man zum Beispiel Werbung in Form kurzer Video-Spots ein, die zwischen zwei Swipes eingeblendet werden. Unlängst wurde eine Kooperation mit dem Musikdienst Spotify bekannt gegeben.

Wie viele Menschen suchen online nach der Liebe?

Der Online-Dating-Markt insgesamt wächst. 2015 lag der Umsatz bei knapp 200 Millionen Euro. Damit erwirtschaftete die Branche ein solides Plus von knapp vier Prozent. Die Gründe dafür: Mehr Umsatz über Traffic durch Smartphones, durch In-App-Käufe und kostenpflichtige Zusatzfeatures.

Auch die Zahl der aktiven Nutzer von Online-Dating-Diensten ist erneut gestiegen, sie nimmt aktuell jährlich um etwa 200.000 Nutzer zu, monatlich sind über 8,4 Millionen Suchende virtuell unterwegs (weitere beetalk 3,5 Millionen User suchen nach reinen Sex-Kontakten). Grund für den Anstieg: Neueinsteiger von beiden Enden der Altersskala, immer mehr sehr junge und ältere Singles gehen ins Internet. Keine oder sehr wenig Erfahrungen mit Online-Dating hat unter erwachsenen Singles nur noch die Generation der über 75-Jährigen.

Die insgesamt knapp 12 Millionen Nutzer verteilen sich auf rund 2500 Portale im deutschsprachigen Raum. Nur 30 davon haben mehr als eine Million Nutzer. Das begründet sich aber auch darin, dass viele Singles sich bei mehreren Portalen gleichzeitig registrieren, aber nur eine oder zwei Mitgliedschaften aktiv nutzen. Die wenigsten denken daran, sich wieder abzumelden. Dadurch schnellte die Zahl der Mitgliedschaften im Verlauf der letzten Dekade in astronomische Höhen – sie stieg um fast 100 Millionen zwischen 2005 und 2015.

Partnersuche in Amerika

Partnersuche kann zeitaufwändig und frustrierend sein. Wer kennt das nicht? Mit Online-Dating lässt sich vielleicht keine Frust, aber doch auf jeden Fall Zeit sparen.

Meine Bekannte Jenny hat vor einigen Jahren Online-Dating ausprobiert. Nach dem Ende einer dreijährigen Beziehung wollte sie diesem neuen Trend eine Chance geben. Jenny wurde Mitglied einer Singlebörse. Jedes Wochenende traf sie einen neuen potentiellen Partner.

Der Erste war ein Ex-Sträfling. Der Zweite war 27 Jahre alt und wohnte noch bei seiner Mutter. Der Dritte verschwand spurlos, nachdem er sich entschuldigte, um auf die Toilette zu gehen. Nach diesen erfolglosen Versuchen gab Jenny sich eine Weile lang mit ihrem Leben als Single zufrieden. Dann lernte sie bei einem Familienfest Tom kennen. Ein Live-Flirt. Tom und Jenny heiraten im Sommer.

Auf Partnersuche im Internet-Zeitalter

Gräuelgeschichten vom Online-Dating sind nicht außergewöhnlich. Trotzdem ist Online-Dating für Singles reizvoll, da man neben einem Computer nur ein mehr oder weniger vorteilhaftes Digitalfoto von sich selbst benötigt.. Deswegen wird Facebook.com immer beliebter. 64 Millionen Menschen sind hier vernetzt, also bestehen gute Chancen, dass man die online-Liebe findet.

Auf Facebook.com kann man kostenlos ein Profil erstellen. Dazu gehören, neben einem Foto und Information zu Lieblingsmusik, Filme und Bücher, auch Auskünfte bezüglich des Liebeslebens. Doch selbst der Hinweis, in einer festen Beziehung zu sein, schützt nicht vor ominösen Angeboten. Ich wurde zum Beispiel vor kurzem von einem mir unbekannten Fred aus West Virginia spontan zum Abendessen eingeladen. Bei McDonalds. Sorry Fred.

Dann gibt es noch so genannte SinglebГ¶rsen als letzte Chance fГјr verzweifelte Singles. Anders als Facebook.com sind diese kostenpflichtig. DafГјr bekommt man eine Liebesgarantie: Unter dem Slogan «Make Love Happen» verspricht die amerikanische SinglebГ¶rse Match.com eine kostenlose Halbjahresmitgliedschaft, falls man nach sechs Monaten immer noch solo ist. Voraussetzung ist hierbei, dass man die ersten sechs Monate Suche aushГ¤lt. Die meisten von uns wГјrden, wie Jenny, wohl schon nach sechs Wochen aufgeben.

HГјbscher, schlanker, reicher?

Trotzdem ist die Anonymität des Online-Datings vorteilhaft. Vor dem Bildschirm zu sitzen macht freier und unbefangener. Man muss sich nicht zurechtmachen, sondern kann ungeduscht und ungeschminkt flirten. Umso auffälliger ist, dass Mitglieder dieser Singlebörsen behaupten, hübscher, schlanker und reicher als alle anderen Singles zu sein.

Aber wahrscheinlich sind sie nur bessere Lügner. Einer Studie zufolge, lügen 13 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer online zum Beispiel über ihr Alter. Mit einem Mausklick kann man zudem einen halben Meter größer und fünf Kilogramm leichter werden. Man kann sich also nie sicher sein, ob sich hinter dem Investmentbanker aus New York mit den strahlenden blauen Augen nicht doch ein kleiner dickbäuchiger Nichtsnutz mit strahlenden blauen Augen steckt.

Und das herauszufinden kostet dann doch mehr Zeit als ganz normales Dating. Mindestens sechs Wochen.

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